Ein sinfonischer Selbstversuch zur Tonartencharakteristik
Termine
Sonntag, 5. Februar 2012, 17 Uhr (1. Semesterabschlusskonzert)
Dienstag, 7. Februar 2012, 20 Uhr (2. Semesterabschlusskonzert)
Audimax der Technischen Universität Braunschweig (Pockelsstraße 15)
Der Eintritt ist frei!
Jeder Ton ist entweder gefärbt, oder nicht gefärbt. Unschuld und Einfalt drückt man mit ungefärbten Tönen aus. Sanfte, melancholische Gefühle mit B Tönen; wilde und starke Leidenschaften mit Kreuztönen.
Christian Friedrich Daniel Schubart (1784/85)
B-dur, so behaupten einige Musiker und Fachleute, ist die Tonart alles Freudigen, Gewaltigen und Großartigen. Der Sonne zugeneigt erscheint sie durchweg positiv, hell und offen, mitunter aber auch ein wenig unbekümmert und naiv. Süße Bescheidenheit lasse sich durch sie zum Ausdruck bringen – ja, weiterhin noch glückliche Liebe, gutes Gewissen und Hoffnung. Dem noch nicht genug, traut ihr der Komponist und Musikgelehrte Christian Friedrich Daniel Schubart sogar ein „Hinsehnen nach einer bessern Welt“ zu.
Auf den ersten Blick vermag derlei Deutung nur wenig zum Verständnis einer Beethovenschen Symphonie beizutragen. Man würde sich ihr auch eher mit gänzlich anderen Adjektiven nähern wollen: bedeutungsschwer, ernsthaft, ringend, visionär, heroisch – aber naiv? Auf gar keinen Fall. Und doch erscheint gerade seine Vierte in B-dur seltsam unscheinbar und unbedeutend insbesondere zwischen den beiden großen sie einrahmenden Symphonien, der „Eroica“ in Es-dur und der „Schicksalssymphonie“ in c-moll. Robert Schumann bezeichnete sie denn auch als „eine griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“.
Der Frage, ob und wie sich dieser Widerspruch zwischen dem Schwergewicht Beethoven und der „leichten“ Tonart B-dur auflösen lässt, haben die jungen Musikerinnen und Musiker des Uniorchesters in diesem Winter nachgespürt. Zur besseren Beleuchtung haben sie um die 4. Symphonie weitere Werke anderer Komponisten gesammelt – allesamt in B.
Das Programm
Ludwig van Beethoven: 4. Symphonie B-Dur Op. 60 (1806)
Claude Debussy: Première rapsodie pour orchestre avec clarinette principale (1911) - die Soloklarinette ist selbstverständlich in B gestimmt
Johannes Brahms: Ungarischer Tanz Nr. 15 B-dur
Antonín Dvořák: Slawischer Tanz op. 72 Nr. 5 b-moll
Edward Elgar: Froissart. Konzertouvertüre B-dur op. 19 (1890)